Bahnen im Rheinland |
Home | Staatsbahn | Privatbahn | Werkbahn | Straßenbahn | Medien | Beilagen | Impressum |
Dampflok-Abschied beim Bw GrembergEin Rückblick ins Jahr 1975
Das war’s also. Ende, aus, vorbei. Eine liebe, alte „Freundin“ verschwand endgültig: die Dampflok in Köln. Der Abschied von ihr am 27. September 1975 fiel dem Eisenbahnfreund schwer, wohl auch dem einen oder anderen Eisenbahner. Fast auf den Tag nach 140 Jahren schien der Schlusspunkt einer Epoche gekommen. Nach 140 Jahren? Die erste Dampflok in Köln fuhr doch erst auf der am 2. August 1839 eröffneten Strecke vom Bahnhof „Am Thürmchen“ nach Müngersdorf. Aber bereits zuvor war ein „Dampfwagen“ in Köln gewesen: der „ADLER“, mit dem 1835 der Betrieb auf der ersten Eisenbahn in Deutschland aufgenommen wurde, auf der „Ludwigs-Eisenbahn“ Nürnberg–Fürth. Die in Robert Stephensons Fabrik in Newcastle gebaute Lok wurde am 3. September 1835, in Einzelteilen zerlegt, von England nach Rotterdam verschifft. Dort lud man sie auf ein Rhein-Schiff um, das am 7. Oktober 1835 in Köln ankam. Wegen Niedrigwassers musste sie hier erneut umgeladen werden, diesmal auf Straßenfuhrwerke. In Köln also der erste „Land-Kontakt“ der ersten Dampflok in Deutschland. Am 26. Oktober kam die Maschine bei der Ludwigs-Eisenbahn an, wo sie zusammengebaut und ab dem 16. November 1835 mit Probefahrten begann. 1975 war von den einstmals zahlreichen Kölner Betriebswerken mit Dampflokbeheimatung als
letztes das Bw Gremberg übriggeblieben. Im rechtsrheinischen Süden der Stadt gelegen, war es Bestandteil
des gleichnamigen Rangierbahnhofs. Ein Güterzug-Bw also. In das Jahr startete Gremberg mit diesem Dampflok-Bestand:
Bei der Bekohlungsanlage waren außerdem noch die am 05.12.1974 ausgemusterten 050 520-6, 051 611-2 und 052 299-7 abgestellt vorhanden. Die Gremberger Dampfer hatten noch einigermaßen zu tun, wenn auch nur montags bis freitags. Man konnte sie mit Übergabezügen in Kalk, Eifeltor, Mülheim, Bickendorf und Bergisch Gladbach sehen; auf der Siegstrecke kamen sie mit Güterzügen sogar noch bis Betzdorf. Außerdem gehörte der Rangier- und Arbeitszugdienst zu ihrem täglichen Brot. Im Bahnhof Bickendorf der Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn (KFBE) war nahezu an jedem Werktag ein beeindruckendes Schauspiel zu erleben. Um von dort zum DB-Bahnhof Ehrenfeld zu gelangen, hatten die Dampfloks eine beträchtliche Steigung zu überwinden, die auch noch in einer Kurve lag. Entsprechend kraftvoll war die Ausfahrt aus dem KFBE-Bahnhof. Als erste Abgänge des Jahres „erwischte“ es 052 332-4 und 052 736-6, die am 25. Februar z-gestellt wurden. 052 736-6 war erst am 03.12.1974 vom Bw Schweinfurt nach Gremberg umstationiert worden. Sie wurde anders als die meisten Dampfloks, die später noch nach Gremberg kamen, hier tatsächlich eingesetzt. Das gilt auch für den Neuankömmling 052 604-6, der am 6. April aus Neuß in Gremberg eintraf. Diese Maschine konnte man „meilenweit“ an ihrem Sound erkennen, denn eine Undichtigkeit im linken Zylinderbereich führte zu einem rhythmischen, permanenten und überaus lauten Zischgeräusch während der Fahrt. Dazu schreibt Bernhard Terjung: „An die 052 604 erinnere auch ich mich lebhaft. Nicht nur, dass man sie mit ihrer undichten Zylinderstopfbuchse am Sound erkannte, sie war auch sonst heruntergekommen und eigentlich völlig am Ende. So ging zum Beispiel während der Fahrt die Feuertür regelmäßig auf, weil sie nicht mehr einrastete. Die Lok wäre in früheren Zeiten ein dringender Fall fürs Ausbesserungswerk gewesen, aber dazu kam es nicht mehr.“ Im April 1975 verabschiedeten sich 050 422-5 und 052 484-3 vom aktiven Dienst, Anfang Mai auch die 052 222-7. Als z-Lok wurde am 31. Mai die Mayener 052 484-3 nach Gremberg umstationiert. Sie wie auch die nun noch folgenden Neuzugänge waren in Gremberg nicht zu sichten, es handelte sich lediglich um buchmäßige Vorgänge – „auf dem Papier“. Reduziert in den SommerBislang konnte der Eisenbahnfreund auch ohne detaillierte Informationen den Gremberger 50ern
problemlos begegnen. Das ging ganz einfach, indem man sich an den gewohnten Dampf-Strecken postierte. Als am
1. Juni 1975 der Sommerfahrplan begann, musste man dafür aber schon einige Geduld aufbringen. Sonderlich
viele Maschinen gab es aber ohnehin nicht mehr, und zwar diese:
Verglichen mit dem Winterfahrplan 1974/75 waren die Dampflok-Einsätze nun drastisch reduziert. Montags bis freitags wurden planmäßig noch zwei Maschinen benötigt, die unter anderem nach Bergisch Gladbach und nach Betzdorf kamen, in Kalk Nord rangierten und Nahgüterzüge von Gremberg aus fuhren. Von Betzdorf her liefen sie meist dienstags und freitags mit einem Bedarfs-Schotterzug nachmittags in Gremberg ein. Bickendorf gehörte jetzt nicht mehr zu ihren Laufzielen. Am 6. Juni wurden 050 318-5, 052 289-6 und 052 855-4 abgestellt, so dass nur noch sechs betriebsfähige 50er verblieben. Einen Tag später gab es weitere Zugänge von Mayener z-Dampfloks, auch diese nur buchmäßig. Bereits Mitte Juni wurde der Gremberger 50er-Laufplan aufgehoben. Die Dampfloks waren jetzt nur noch für Sonderleistungen eingesetzt. Dazu gehörten gelegentliche Militärzüge. Mit einem von ihnen erschien 050 190 am 18. Juli auf der Strecke Kall – Hellenthal; am 30. August beförderte 050 220 einen Bundeswehr-Zug ab Kalk Nord in Richtung Süden, vermutlich über die Siegstrecke. Auf vier betriebsfähige Dampfloks schmolz der Gremberger Bestand am 15. August, als 050 259 und 051 788-8 z-gestellt wurden. Die letztere hatte noch 1975 ihren Kabinentender gegen einen Tender der Normalbauart getauscht. Im Lauf der Zeit gab sie wohl gelegentlich Anlass zu Nummern-Verwirrungen, gab es doch in Köln auch die 051 778-9 und in Stolberg die 050 788-9. Das letzte Gremberger Dampfer-Häuflein betätigte sich nun noch vor Arbeitszügen und dem Betzdorfer Schotterzug. Ausnahmen blieben Einsätze wie der von 050 190, die am 3. September einen liegen gebliebenen S-Bahn-Zug nach Köln Hbf schleppte. Ende September gab es nochmals einige Militärzüge über die Eifelstrecke; 052 604 erreichte dabei sogar Jünkerath. Abschied mit HindernissenZum Winterfahrplan 1975/76 (Beginn am 28. September) kam das Dampflok-Ende beim Bw Gremberg. Aus dem Anlass hatten Kölner Eisenbahner geplant, am 26. September einen internen Sonderzug zu fahren, mit dem die Bw-Belegschaft sowie Bedienstete des Maschinenamts und der Direktion Abschied von den Loks nehmen sollten. Dazu wurde 050 220 auserkoren, die eigens neu lackiert wurde. An der Rauchkammertür erhielt sie ein mit Tannengrün umkränztes, halbkreisförmiges Schild mit dem Text „Letzte Dampflokfahrt Bw Gremberg“. Doch es kam anders: Von „ganz oben“ wurde die Abschiedsfahrt im letzten Moment untersagt. So blieb nichts anderes übrig, als die prachtvoll herausgeputzte Lok unter Dampf stehend am Samstag, dem 27. September im Bw zu präsentieren. Dort wurde sie ganz nach den Wünschen der Eisenbahnfreunde hin- und hergefahren (für die „Show“ auch mit heftig schleuderndem Triebwerk) und auf die Drehscheibe gestellt. Ihre Pfeife war nahezu pausenlos im Einsatz. Zwischendurch tauchten ein Lokführer und ein Heizer auf, die früher beim Bw Gremberg beschäftigt und damals schon lange im Ruhestand waren. Zur Feier des Tages trugen beide einen Zylinderhut; der Lokführer hatte außerdem einen Frack und im roten Gürtel einen Säbel angelegt. Mit ihm und mit wichtiger Miene wies er den Heizer an, was zu tun war: Ölen der Stangenlager und sogar der Lokpuffer. Später zeigte sich auch einer der Gremberger Schuppen-Arbeiter mit einem Zylinder. Endgültig Schluss in Gremberg war aber am ... – ja wann? Entweder am 1. Oktober oder am 4. Oktober wurden die letzten vier Dampfer nach Duisburg-Wedau abgegeben; das erste Datum bevorzugt das EK-Buch (Ebel/Wenzel), den 4. Oktober geben Eisenbahn-Kurier 1/1976, Lok Report 7/1975 und Lokrundschau Nr. 42 an. Der 1. Oktober entspricht dem offiziellen Umbeheimatungs-Datum. Gleichgültig an welchem Tag: Gegen 9.15 Uhr verließ Lokzug 83495 Köln in Richtung Wedau. Er bestand aus 050 220 (führende Maschine), 051 444, 050 190 und 052 604. Schon am 30. September waren 050 259 und 051 788 nach Stolberg umstationiert worden. Dorthin sind diese beiden z-Loks nicht gekommen, wieder eine Umsetzung „auf dem Papier“. Das war’s also. Ende, aus, vorbei.
Die Dampflokomotiven des Bw Gremberg, 1975
Bauart-Unterschiede
Ähnlich wie etwa die Baureihen 38.10 und 55.25 wiesen die 50er zahlreiche äußerliche Bauart-Unterschiede auf. Die letzten Gremberger Dampfloks waren durch diese Merkmale gekennzeichnet (gilt nur für 1975):
Dampflokomotiven auswärtiger Betriebswerke in Köln, 1975
An erster Stelle sind hier natürlich die 44er des Bw Betzdorf zu nennen, die montags bis samstags mit ihren Güterzügen von und nach Betzdorf regelmäßige Gäste im Bw Gremberg waren. Zusätzlich konnten sie auch dienstags und donnerstags vor Bedarfszügen gesichtet werden. Ihr Einsatz endete ebenfalls am 26. September 1975. 1975 wurden weiterhin auch Stolberger 50er in Köln eingesetzt. So betätigte sich 050 788-9 am 25. März als Bauzuglok in Köln Hbf, um beim Bau der S-Bahn-Gleise 10 und 11 zu helfen. Sie kam außerdem am 4. August nach Köln. Am 23. April stand 053 101-2 vom Bw Duisburg-Wedau im Bahnbetriebswerk Gremberg. Schließlich sei an die Dampflok-Sonderzüge für Eisenbahnfreunde erinnert, die 1975 bis Oktober in Köln liefen.
Fotos vom Dampflok-Abschied im Bw Gremberg
Im Ringlokschuppen des Bw Gremberg wartet 050 220-3 am 27.09.1975 auf ihren letzten großen Auftritt.
Auch 051 444-8 ist dem Anlass entsprechend beschriftet, als sie am 27.09.1975 neben 050 220-3 auf den Freiständen des Bw Gremberg steht.
Abschied galt es mit dem Winterfahrplan 1975/76 nicht nur von den Gremberger Dampfloks zu nehmen. Auch die Betzdorfer 44er kamen am 27. September des Jahres zum letzten Mal nach Köln. Hier 044 953-8 neben 050 220-3 vor dem Gremberger Ringlokschuppen.
Literatur
Für diesen Beitrag wurde verwendet:
Hier möchte ich zwei hervorragende Beiträge von Wolfgang Clössner empfehlen:
Einen umfangreichen Beitrag über die Dampflokomotiven der Baureihe 55.25 (BR 055, ehemalige preußische G 8.1) des Bw Gremberg im Zeitraum 1968 bis 1972 finden Sie hier bei „Bahnen im Rheinland“.
Autor dieses Beitrags: Joachim Biemann (Text und Fotos)
Bahnen im Rheinland
|