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Das Bw Duisburg-Ruhrort HafenVon Helmut Neßeler und Joachim Biemann
Nördlich der Duisburger Innenstadt und des laut Eigenwerbung „größten Binnenhafens der Welt“ erstreckt sich der Rangierbahnhof Duisburg-Ruhrort Hafen. Er verläuft in West-Ost-Richtung und liegt südlich des Stadtteiles Meiderich. Dieser Bahnhof hatte einmal ein Bahnbetriebswerk, das nahezu spurlos verschwand, wie manch anderes Betriebswerk auch. Güterzuglok-Betriebswerke führten oft ein Schattendasein und standen in der Rangskala des Interesses bei Eisenbahnfreunden zum Teil weniger hoch als Betriebswerke für Schnellzug- und Personenzuglokomotiven. Daher liegt die Geschichte des Bw Duisburg-Ruhrort Hafen weitgehend im Dunkel. Und das, obwohl der Rangierbahnhof Duisburg-Ruhrort Hafen manchem Eisenbahnfreund nicht unbekannt sein dürfte, fuhren dort bis in die Mitte der 1970er Jahre doch noch DB-Dampflokomotiven der Baureihen 44 und 50.
Ruhrort Hafen ist nicht gleich Ruhrort HafenDas Bw und offenbar auch der Rangierbahnhof Duisburg-Ruhrort Hafen hatten einen Vorläufer. An der Strecke zwischen den Bahnhöfen Ruhrort und Meiderich Süd befand sich ein Güterbahnhof, der eine Betriebswerkstätte mit Ringlokschuppen besaß. Diese Dienststelle befand sich bei der heutigen Straße „Unter den Ulmen“, nahe dem Bahnübergang über die Straße „Am Nordhafen“. Die „alte“ Betriebswerkstätte bei Meiderich verfügte im April 1897 über 16 Lokomotiv-Stände. 25 Lokomotivpersonale und 22 Maschinenputzer waren dort beschäftigt. Damals gehörte die Betriebswerkstätte der Maschineninspektion Duisburg an. Ein Reststück des Lokschuppens stand bis mindestens Mitte der 1990er Jahre noch; es wurde seit langer Zeit von einer Stahlbaufirma genutzt.
Ende der 1950er Jahre sind noch beide Bahnbetriebswerke zu sehen: links das Bw „alt“ (mit zwei Schornsteinen und einem Wasserturm), rechts das Bw Duisburg-Ruhrort Hafen neu mit Ringlokschuppen und der davor gelagerten „langen Halle“.
Eine Stahlbau-Firma nutzt die restlichen sechs Stände des Ringlokschuppens „alt“, aufgenommen am 16.02.1977 (Foto: Joachim Biemann).
Der heutige Rangierbahnhof Duisburg-Ruhrort Hafen wurde im südöstlichen Bereich der alten Anlage erbaut. Auf Lageplänen wird er auch „Bahnhof Ruhrort-Hafen-Neu“ oder „Hafenbahnhof Meiderich“ genannt. Das neue Bw besaß einen Ringlokschuppen mit dem Umfang von fast einem Halbkreis, daneben eine Drehscheibe mit Freiständen und mehrere Gebäude, die auf den Lageplänen als langgestreckte Riegel erscheinen. Über die Funktion dieser Bauten ist nichts bekannt. Ende 1946 waren im Ringlokschuppen des Bw „neu“ 24 Lokstände vorhanden, die Drehscheibe wies einen Durchmesser von 16 Metern auf.
Um 1926: das Bw Duisburg-Ruhrort Hafen neu. Auf diesem Plan sind die Gleise zwischen Drehscheibe und Ringlokschuppen nicht dargestellt. Links oberhalb der Drehscheibe mit den „Strahlengleisen“ liegt die Bekohlungsanlage mit drei Bansen. Das nördlich des Lokschuppens angeordnete Gebäude wurde später beträchtlich vergrößert (in diesem Beitrag „lange Halle“ genannt).
Der Name – wie denn nun?Wie bei manch anderem Bw mit einem Namen, der sich aus mehreren Wörtern zusammensetzt, gibt es auch hier unterschiedliche Schreibweisen. Man denke zum Vergleich an das Bw Leipzig Hbf West, über dessen Schreibweise selbst die Reichsbahn sich nicht immer einig war. Für den 1. April 1941 ist die reichsbahnamtliche Schreibweise „Ruhrort Hafen neu“ überliefert, wohl in Abgrenzung zum Vorläufer-Bw. Auch für den 1. März 1949 wird in einem Dienststellenverzeichnis dieselbe Schreibweise verwendet; hier aber mit Bindestrich: „Ruhrort-Hafen neu“. 1946 hieß es dagegen noch „Ruhrort Hfn.“. Oskar Maixner nennt im Rückblick auf die Zeit um 1918 die Betriebswerkstätte „Duisburg-Meiderich“.
Ein Güterzug-BwBekannt ist für das Bw Ruhrort Hafen die Stationierung der Dampflokomotiv-Baureihen 50, 55.0, 55.16, 55.25, 56.2, 56.20, 57.10, 89.70, 92.4, 92.5, 93.5 und 94.5. Während der Zeit der preußischen Staatsbahn (KPEV) waren dort außerdem beheimatet unter anderem die Gattungen G 3, G 4.1, G 5.2, T 8, T 9.1 und T 9.3. Eindeutig also über die Jahrzehnte hinweg ein Güterzug- und Rangierlok-Betriebswerk.
Lokomotivbestand der „alten“ Betriebswerkstätte Ruhrort, 01.04.1897
Bw Ruhrort Hafen neu: Lokomotivbestände der 1930er und 1940er Jahre
Lokomotivbestand des Bw Ruhrort Hafen am 01.02.1944
Lokomotivbestand des Bw Ruhrort Hafen am 28.12.1946
Stationierungen am 23.03.1947
Lokbestand 07.1950
Lokbestand September 1952
Lokbestand 31.12.1958
Lokbestand 31.12.1962
Das Ende und die traurigen ResteAm 1. Juli 1966 wurde das Bw Ruhrort Hafen aufgelöst. Heute steht auf dem Güterbahnhof noch ein längliches, einstöckiges Gebäude, in dessen Mauerwerk alte Flachbogenfenster zu sehen sind. Dieses Bauwerk dürfte aus der Ursprungszeit des Bahnhofs stammen und gehörte möglicherweise zum Bw. Es steht zumindest in der Nähe des früheren Ringlokschuppens. Ansonsten ist vom Bw nichts mehr zu sehen oder zu erahnen; neue Gleise und Gebäude haben längst schon den Platz der alten Anlage eingenommen. Das einzige Relikt, das länger überlebt hatte, aber wohl nicht nur zum Bw, sondern zum ganzen Bahnhof gehörte, war der Wasserturm am Rand des Bahnhofs, gleich bei der Straße „Tönniskamp“. Der 36 Meter hohe Turm besaß einen Kugelbehälter auf Mauerwerksunterbau und war dem Wasserturm des Bw Oberhausen West ähnlich, der nicht allzuweit entfernt stand. Wie auch dieser Turm so wurde der Wasserturm am Güterbahnhof Ruhrort Hafen abgebrochen; er teilt damit das Schicksal zahlreicher anderer Eisenbahnwassertürme. Im September 1992 fand der Abbruch statt, obwohl es vorher Bestrebungen zu seiner Erhaltung gegeben hatte. Der Turm stand nicht unter Denkmalschutz, und die Bundesbahn war auch hier schneller als Denkmalamt und Bezirksverwaltung. Außerdem wurde ein nahe beim Wasserturm stehendes Stellwerk, daß sich noch seinen ursprünglichen Charakter bewahrt hatte, äußerlich verändert. So bietet sich heute ein tristes Bild auf dem Güterbahnhof Duisburg-Ruhrort Hafen, zumal die Gleisanlagen zum Teil mit Pflanzen überwuchert sind und nicht mehr benutzt werden. Der Bahnhof scheint seinem Ende entgegen zu gehen. Wird er vielleicht schon bald einem Freizeitpark, einem Bürohauskomplex oder einer „neuen Mitte“ für Duisburg Platz machen müssen?
Letzte Relikte historischer Eisenbahn-Architektur traf Helmut Neßeler am 10.07.1988 im Rangierbahnhof Duisburg-Ruhrort Hafen an: Stellwerk Rt V/VI, rechts der 1992 abgebrochene Wasserturm.
Literatur– Auswahl –
FotosRecht selten wurden Fotos des Bw Ruhrort Hafen in der (Eisenbahnfreunde-)Literatur veröffentlicht. Die folgende Übersicht der ermittelten Bilder ist nach Datum geordnet.
Luftbilder
Wie es heutzutage auf dem Gelände des alten und des neuen Bw Ruhrort aussieht, das können sie sich als Senkrecht-Luftbild auf den Monitor holen. Dafür sind Editionen auf CD-ROM und auf DVD erhältlich (beispielsweise „D-Sat“, herausgegeben von Buhl Data Service GmbH, 57290 Neunkirchen, siehe D-Info; die auf der Site gebrachten Screenshots gehören zu den deutschlandweiten Satellitenbildern, nicht jedoch zu den wesentlich höher aufgelösten Städtebildern). Online lassen sich entsprechende Aufnahmen beim Kommunalverband Ruhrgebiet über den dortigen Geodatenserver anzeigen. Der folgenden Beschreibung ist die Variante „Geo-Server "HTML"“ zugrunde gelegt.
Um den Ringlokschuppen „alt“ zu erreichen, geben Sie beim „Geo-Server "HTML"“ in der
Suchmaske unter „Stadt“ ein: „Duisburg“, unter „Strasse“:
„Vohwinkelstraße“ – dann „Suche starten“. Der Fensterbereich
links gibt das Ergebnis aus, nämlich den gefundenen Straßennamen; diesen anklicken.
Ist die zugehörige Karte geladen, klicken Sie auf den Reiter „Luftbild“.
Wenn Sie das überwiegend mit neueren Bauwerken belegte ehemalige Gelände des Bw Ruhrort Hafen inspizieren wollen, wechseln Sie im linken Fensterbereich von „Ergebnis“ zu „Strassen“ zurück. „Duisburg“ bleibt als Angabe, nun jedoch die Straße „Tönniskamp“ eingeben. Der Rest geht wie zuvor beschrieben, die Koordinaten für das Bw-Gelände lauten:
Autoren dieses Beitrags: Helmut Neßeler und Joachim Biemann
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