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Warum lag 38 1910 in der Wupper?Ein Eisenbahn-Unfall 1946
Erstaunliche Angabe in Hansjürgen Wenzels Buch über die Baureihe 38.10: Dort findet sich der Hinweis, Dampflok 38 1910 habe im März 1947 „in der Wupper“ gelegen. Was war da los? Im Februar 1946 wurden das Rheinland, Westfalen und das Münsterland von einer Hochwasser-Katastrophe heimgesucht. An zahlreichen Stellen mußte der Zugverkehr eingestellt werden, weil Bahndämme unterspült und abgerutscht waren. Am 9. Februar (ein Samstag) war 38 1910 bei Opladen mit einem Zug unterwegs, der aus 19 mit Stahlschienen beladenen Güterwagen sowie einem Packwagen bestand. Das Hochwasser der Wupper hatte die Fundamente einer der beiden Flussbrücken bei Opladen (Strecken nach Wuppertal und nach Düsseldorf) unterspült. Unter dem Gewicht der Lok brach die Brücke zusammen. Nachdem die Maschine in die Wupper gefallen war, stürzten die Waggons auf sie. Vier Eisenbahner starben bei dem Unglück: Lokführer, Heizer, der Zugbegleiter im Packwagen sowie ein Brückenwächter. Obwohl 38 1910 noch im März 1947 in der Wupper lag, wurde sie später geborgen und wieder aufgearbeitet.
Die beiden in Frage kommenden Brücken waren vor dem Zweiten Weltkrieg steinerne Bauwerke (so zeigen sie sich auf mehreren Bellingrodt-Fotos). Heute besitzen sie stählerne Tragwerke. Die Wupperbrücke der Strecke nach Leichlingen (und weiter nach Wuppertal) ist auf drei Nachkriegsfotos von Bellingrodt zu sehen. Eine Aufnahme vom 22. August 1949 zeigt sie mit 01 1073 und der Vorspannlok 01 173. Die Brücke besteht aus einem eingleisigen Behelfsüberbau; am Wiederaufbau der Widerlager wird offenbar gearbeitet. Derselbe Bauzustand ist auch auf dem Bellingrodt-Bild von 01 1069 zu sehen, ebenfalls 1949 aufgenommen. Schließlich gibt es noch ein Foto mit einem Eilzug (keine Lok auf dem Bild) auf der Brücke, vermutlich auch am 22. August 1949. [Nachtrag: Wenzel, Baureihe 74, Freiburg 1995, Seite 326: Bellingrodt-Foto der 74 504 vor Bauzug auf der Brücke am 23.08.1949] In der Zeitschrift des VDI wird im Oktober 1948 über die Instandsetzung von zerstörten Eisenbahnbrücken berichtet. Bild 1 des Artikels zeigt die als "Behelfsbrücke aus unbearbeiteten Peiner Trägern wiederhergestellte Eisenbahnbrücke über die Wupper bei Leichlingen". Dies ist die Brücke, die auf den Bellingrodt-Nachkriegsfotos zu sehen ist. Im Text des VDI-Aufsatzes wird erläutert, daß die Aufbaumethode, die bei Leichlingen angewandt wurde, "sich in zahllosen Fällen für den schnellsten Ersatz von zerstörten Brücken besonders bewährt" habe. Laut "Die Bundesbahn" ist bei der "Wupperbrücke Leichlingen" 1949 die endgültige Wiederherstellung des ersten Gleises erfolgt. Demnach zu vermutender Sachverhalt: 1948 wurde das östliche Gleis der Wupperbrücke behelfsmäßig aufgebaut; 1949 kam das westliche Gleis mit neuem, endgültigem Brückenteil hinzu (behelfsmäßiger und endgültiger Wiederaufbau innerhalb eines Jahres unwahrscheinlich), später dann auch der östliche, endgültige Brückenteil. 38 1910 müßte also zwischen März 1947 und Mitte/Ende 1948 aus der Wupper geborgen worden sein, denn der Wiederaufbau der Brücke ist ohne Entfernung der im Fluß liegenden Fahrzeuge nicht denkbar. Voraussetzung für diese ortsbezogene Annahme ist allerdings, daß der Zug mit der Leichlinger Brücke abstürzte. Für die Wupperbrücke der Strecke nach Hilden liegen mir keine Angaben über Zerstörung oder Wiederaufbau vor. Ich vermute, daß diese Brücke nicht in Frage kommt. Ihre heutige Konstruktion ist wohl (später) als Ersatzbau für die (verschlissene oder nicht genug tragfähige?) Vorkriegsbrücke entstanden.
Literatur
Autor dieses Beitrags: Joachim Biemann
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