Güterwagen Nº 6638 der Kölner Straßenbahn
Die Schienenfahrzeug-Produktion der Maschinenbau-Anstalt Humboldt in Köln-Kalk
umfasste nicht nur Lokomotiven, sondern auch Waggons. Zunächst stellte man dort Eisenbahn-Kühlwaggons
her, die mit Ammoniak-Kompressoren (Kältemaschinen) arbeiteten. Auch die russische Staatsbahn gehörte
zu den Bestellern derartiger Wagen. Die eigenständige Humboldt-Abteilung VII Waggon- und Fahrzeugbau wurde
während des Ersten Weltkriegs eingerichtet, wobei man bereits vorhandene Werkstätten wie Schmiede,
Schreinerei und Presserei für diesen neuen Geschäftszweig heranzog; in der Presserei hatte Humboldt
schon zuvor als Zulieferer Bauteile für andere Waggonfabriken hergestellt. Zusätzlich war jetzt nur
noch eine größere Halle für den Waggonbau (Montage und Lackierung) nötig.
An die Militärverwaltung lieferte Humboldt im Ersten Weltkrieg beispielsweise schmalspurige
Brigade-Feldbahnwagen, Proviantwagen, Telegraphenwagen und Munitionswagen. Später gingen Aufträge für
normalspurige Waggons der Sächsischen Staatseisenbahn ein, der „Staatsbahnen in Schwerin“ und des
Eisenbahn-Zentralamts der Deutschen Reichsbahn. Zudem baute Humboldt Kesselwagen und Selbstentlader für
Privat- und Industriebahnen.
Die Kölner Straßenbahn erhielt von Humboldt 1917 bis 1921 insgesamt 45 offene
Wagen mit Niederbordwänden. Das nummernmäßig erste dieser Fahrzeuge war Wagen 5069 des Baujahrs
1917, möglicherweise auch das erstgebaute. In den 1920er-Jahren erhielt er die Nummer 5054. Erneut zeichnete
man ihn dann 1948 um, diesmal zu 3638. Seine letzte Betriebsnummer 6638 trägt er seit 1957 bis heute. 1985
wurde er zwar aus dem Betriebsbestand der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) gestrichen, er war aber weiterhin
als Arbeitsgerät für den U-Bahn-Bau im Einsatz. Heute steht der Waggon im KVB-Straßenbahn-Museum
in Köln-Thielenbruch.
Am Anfang seiner Karriere: In den Werkhallen von Humboldt zeigt sich Wagen 5069, als er 1917
für die „Bahnen der Stadt Cöln“ gebaut wurde. Seine Ladefläche ist mit 11,13 qm angegeben,
die Tragfähigkeit mit 10 000 kg, der Radstand mit 2,8 m. (Werkbild Humboldt/Repro J. Biemann)
Früher 5069, inzwischen 6638: Der Waggon war am 09.10.1986 beim Bau der Kölner
U-Bahn an der Rampe Hohenstaufenring eingesetzt. Vor ihm sind der U-Bahn-Gerätewagen 1875 und dann der Betonmischer
6505 zu sehen. Der 1875 wurde 1965 aus einem Westwaggon-Triebwagen umgebaut, der als Wagen 64 im Jahr 1950 auf dem
Untergestell eines kriegszerstörten Beiwagens entstand. (Foto: Joachim Biemann)
Heimwärts: Auf dem Weg von der U-Bahn-Baustelle Hohenstaufenring zum Betriebshof West rollt 6638 am 23.09.1986 durch die Haltestelle Zülpicher Straße/Gürtel, die genau auf der Stadtteilgrenze Sülz/Lindenthal liegt. Vor ihm wieder 1875 und 6505, alle Fahrzeuge gezogen von der KVB-Diesellok 6301. Links ist Achtachser 3764 auf der Linie 13 aus Richtung Mülheim zur Endhaltestelle Sülzgürtel unterwegs. (Foto: Joachim Biemann)
Autor dieses Beitrags: Joachim Biemann
Online: 25.07.2000
Status: 06.12.2008
html-Status: 05.06.2010
Bahnen im Rheinland
www.bahnen-im-rheinland.de
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