|
Straßenbahnwagen auf Eisenbahnwaggons
Wie kamen und kommen Straßenbahnfahrzeuge eigentlich vom Hersteller zu ihrem Besteller?
Meist wohl per Eisenbahn. Weil dies aber wegen des Radreifenprofils und wegen der vergleichsweise geringen
Höchstgeschwindigkeit nicht auf eigenen Rädern der Tram möglich ist, müssen Straßenbahnwagen
auf Eisenbahnwaggons verladen werden. Es mag auch (besonders bei kleineren Straßenbahnwagen) vorgekommen
sein, dass Culemeyer-Straßenroller dafür verwendet wurden oder Straßen-Tieflader.
Bequemer, schneller und kostengünstiger war es natürlich, wenn das Lieferwerk am Ort
lag. Dann konnte ein neuer Trambahnwagen über ein Anschlussgleis unmittelbar auf das Gleisnetz des jeweiligen
Nahverkehrs-Unternehmens übergehen (beispielsweise Herbrand in Köln-Ehrenfeld, van der Zypen/Westwaggon
in Köln-Mülheim, Düwag in Düsseldorf).
Gelegentlich gab es aber auch die Möglichkeit eines Transports auf eigenen Rädern.
So wurden am 3. September 1953 die Beiwagen 51, 52 und 53 (später 351, 352, 353) der Straßenbahn
Bonn–Bad Godesberg–Mehlem (BGM) vom Hersteller Westwaggon in einer aufwändigen Aktion zur BGM
gebracht. Dabei ging es über die Kölner Straßenbahn von der Deutz-Mülheimer Straße
(bei der Gaußstraße gab es einen Gleisanschluss zu Westwaggon) nach Köln-Deutz, von dort über
die Kölner Vorortbahn der Linie P nach Zündorf, weiter auf der Kleinbahn Siegburg-Zündorf bis Siegburg,
dann über die Strecke der „Elektrischen Bahnen der Kreise Bonn-Stadt, Bonn-Land und des Siegkreises“.
Über die städtische Straßenbahn Bonn erreichten die Fahrzeuge schließlich das BGM-Netz, wo sie
der Betriebshof Friesdorf empfing. Welche Zuglokomotive(n) man den Wagen vorspannte, ist mir derzeit nicht bekannt,
es gibt aber Anhaltspunkte für KHD-Diesellok 101 der BGM.
Mit einem kleinen Bilderbogen soll hier der Transport von Straßenbahnwagen per Eisenbahn
gezeigt werden: zur Lieferung, zur Reparatur, zur Verschrottung.
|
Anlieferung: Fast am Ziel angekommen ist am 30.05.1978 der nagelneue Stadtbahnwagen 2044 der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB). Von Diesellok 72 der Köln-Frechen-Benzelrather Eisenbahn (KFBE) gezogen, wird er in wenigen Augenblicken das Anschlussgleis zur KVB-Hauptwerkstätte Köln-Weidenpesch erreichen, das (nach rechts abzweigend) oberhalb des Vorsignals schwach zu erkennen ist. Geradeaus führt die Strecke weiter zum KFBE-Bahnhof Köln-Niehl. |
|
Zur Reparatur: KVB-Stadtbahnwagen 2046 wird am 30.07.1986 mit einem Unfallschaden zum Herstellerwerk Düwag (Düsseldorf) transportiert, damit man ihn dort wiederherstellt. Den Güterzug, mit dem er „versandt“ wird, zieht Diesellok 215 027-4 (Bw Köln-Nippes) der Deutschen Bundesbahn. Hier sehen wir die Vorbeifahrt am Bahnhof Köln-West. |
|
Durchfahrt: Wagen 5026 der Straßenbahn Utrecht reist in zwei Teilen verladen am Schluss eines Güterzugs, der am 11.08.1983 durch Troisdorf-Spich rauscht. Die Gelenkseiten der beiden Fahrzeughälften sind provisorisch verschlossen. An dieser Stelle überquert die DB-Strecke die Bonner Straße, auf der bis 1965 die straßenbahnartig betriebene Strecke Sieglar–Lind(–Wahn) der Kleinbahn Siegburg–Zündorf verlief. |
|
Zum Schrott: Achtachser 3921 der KVB steht seine allerletzte Fahrt bevor, die er auf drei DB-Rungenwagen absolviert. Noch steht er am 27.09.1977 in der KVB-Hauptwerkstatt in Köln-Weidenpesch, wo an dem Tag auch 3929 (ebenfalls bereits verladen) sowie 3904 und 3924 (beide noch auf dem Gleis) anzutreffen sind. |
Text und Fotos: Joachim Biemann
Online: 19.10.2003
html-Status: 05.06.2010
Bahnen im Rheinland
www.bahnen-im-rheinland.de
|