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Die Lokomotiven der KFBE: Dreikuppler-Dampfloks
Bis zur Übernahme durch die Stadt Köln am 1. Januar 1904 sind auf
der Kleinbahn Cöln-Frechen ausschließlich zweiachsige Loks der Bauart Bnt eingesetzt. Die
kräftige Zunahme des Güterverkehrs unter städtischer Regie macht es schon bis März
1904 nötig, eine Cnt von Humboldt zu beschaffen, der 1904/05 zwei weitere folgen. Die drei Loks
weisen ein Dienstgewicht von 42 Tonnen auf. Weil der Oberbau der KFBE noch nicht verstärkt
ist, werden die neuen Loks der Kölner Hafenverwaltung zur Verfügung gestellt, die der
Frechener Bahn dafür drei Cnt von 32 Tonnen Dienstgewicht überläßt. Der
gleiche Vorgang spielt sich im Februar 1907 ab, als eine vierte 42-t-Maschine von Humboldt geliefert
wird und sofort im Tausch gegen eine 32-t-Lok (vermutlich leihweise) an die Kölner Viehhofbahn
abgegeben wird, ebenfalls ein städtischer Betrieb.
Damit sind für die KFBE vier neue 42-t-Loks beschafft, von denen jedoch keine
bei ihr im Einsatz steht. Sie muß mit der gleichen Anzahl älterer 32-t-Maschinen vorlieb nehmen.
Deren Zahl wird Anfang 1908 um zwei Stück erhöht, die altbrauchbar von Ingenieur K. Schmidt (Hannover)
erworben werden. Eine wird zum Preis von 14 500 Mark frei Lippstadt geliefert; die zweite Lok wird
frei Hannover geliefert, im Tausch gegen die KFBE-Lok 1 (Schmidt kann sie im gleichen Jahr an ein
Kieswerk bei Osnabrück weiterverkaufen). Dabei müssen 8270 Mark zugezahlt werden.
Die ersten eigenen Dreikuppler
K. Schmidt betätigt sich (so weit bekannt) zwischen 1907 und 1913 als
Lokhändler. Vor allem Bahnen, die später in den Osthannoverschen Eisenbahnen (OHE) aufgegangen
sind, versorgt er mit von der Lokomotivbau-Industrie neu gelieferten Maschinen.
Die beiden von Schmidt übernommenen 32-t-Maschinen sind die ersten dieser
Bauart im KFBE-Eigentum, da die bislang eingesetzten nur von Hafen und Viehhof gemietet sind.
In den nächsten Jahren bleibt der Bestand an KFBE-Dreikupplern unverändert,
bis 1911 die leihweise getauschten Loks nun endgültig an die beteiligten Betriebe verkauft werden.
Zusätzlich gibt die KFBE eine 32-t-Maschine an den Hafen ab, vermutlich eine der von Schmidt gekauften.
Zu zählen sind jetzt fünf Loks zu 32 Tonnen, keine zu 42 Tonnen.
Ebenfalls 1911 werden fünf 42-t-Loks von Humboldt neu geliefert. Der Preis für
eine sechste, deren Erwerb aus finanziellen Gründen zurückgestellt werden muss, ist bereits vereinbart.
Sie folgt 1913/14, rechtzeitig zur Aufnahme des Nebenbahnbetriebs auf der bisherigen Frechener Kleinbahn.
Gleichzeitig wird der Bestand an 32-t-Loks um eine aufgestockt. Vermutlich handelt es sich um Lok 2
„NIPPES“, die vom Viehhof übernommen wird.
Höchststand erreicht
Nachdem 1914/15 zwei weitere 42-t-Maschinen hinzukommen, ändert sich bei den
Dreikupplern sieben Jahre lang nichts; der Höchststand von 14 Ct ist erreicht. 1921/22 liefert Henschel
drei Cnt zu je 48 Tonnen (Preis zusammen 1 100 000 Reichsmark). Gleichzeitig trennt man sich
von drei 32-t-Loks; der Erlös für sie beträgt 36 000 Reichsmark. Die übrigen
drei Cnt-Lokomotiven stehen nun seit annähernd 15 Jahren in Betrieb. Da ihre Leistungsfähigkeit
nicht mehr ausreicht und sie häufig in Reparatur stehen, werden sie 1925 verkauft, nachdem zwei
60-t-Loks eingetroffen sind. Damit lassen sich außerdem 12 Mann Personal einsparen. Zwei Kessel
der 32-t-Maschinen (oder die ganzen Loks?) finden sich später als Dampferzeuger im KFBE-Bestand.
Von den acht 42-t-Loks werden 1929 und 1934 je zwei verkauft. Eine ist 1926 bis 1935 an
die Porzer Bahn verliehen, vermutlich schon seit 1920. Die KFBE kann 1936 auf zwei der drei 48-t-Dreikuppler
verzichten, nachdem die 1931 an die Viehhofbahn verkaufte Lok 21 (Dn2t) zurückgekehrt ist und eine
60-t-Maschine (Dn2t) sowie eine neue 80-t-Lok (Eh2t) den Bestand verstärken.
Das Ende der Dreikuppler
Den Zweiten Weltkrieg überleben auf der KFBE vier Maschinen zu 42 t: die Loks
12, 14, 16 (stark bombenbeschädigt) und 17. Sie werden zwischen 1946 und 1951 verkauft. Jetzt gibt es nur
noch einen Dreikuppler: die 48-t-Lok 8, im Viehhof eingesetzt bis zu ihrem Verkauf am 15. Dezember 1956.
Damit endet bei der KFBE das Zeitalter der Ct nach 52 Jahren und neuneinhalb Jahre, bevor dort
der Dampfbetrieb aufgegeben wird.
Typen-Kunde
Bei den 32-t-Loks wird es sich überwiegend oder ausschließlich um solche der
preußischen T-3-Bauart gehandelt haben. Alle 42-t-Maschinen wurden von der Maschinenbau-Anstalt
Humboldt (Köln-Kalk) bezogen. Die ältesten von ihnen gehörten der Humboldt-Type C.102 an,
gekennzeichnet durch die kürzeren seitlichen Vorratsbehälter. Die späteren Beschaffungen
entsprachen der Firmenbauart C.110. Sie wiesen bei unverändertem Dienstgewicht zusätzliche
Wasserbehälter vor den verkleinerten seitlichen Kohlenkästen auf. Die 42-t-Typen wurden von
Humboldt auf Vorrat gebaut und konnten deshalb kurzfristig geliefert werden. Sie fanden ihre Abnehmer
vor allem auf Kölner Bahnen.
Interessant scheint die Genehmigungsurkunde der Lok Humboldt 210/1904. Sie wird darin
am 27. Dezember 1904 zum Betrieb auf den Strecken der Hafenbahn und der Kleinbahn Cöln-Frechen
zugelassen. Schon hier erhält die Stadt die Möglichkeit zum freien Lokeinsatz auf ihren Bahnen.
Die heute als „SPEYERBACH“ (Umbau zur Schlepptenderlok) von der DGEG als Museumsfahrzeug
eingesetzte Maschine gehörte also zu den ersten für die Frechener Bahn angeschafften,
aber sofort an den Hafen überwiesenen Loks.
Neben der Dampflok 21, der elektrischen Lok 2040, den Triebwagen 1019, 1285 und 1286,
dem Beiwagen 1257 sowie dem SKL 105 wäre sie dann ein weiteres als Museumsstück erhaltenes
KFBE-Triebfahrzeug, auch wenn sie nie auf ihrer ersten Heimatbahn verkehrte.
Noch recht neu sieht KFBE-Lok Nº 13 aus, fotografiert 1912/13 vermutlich in Frechen.
(Foto: Kayser, Die Bahnen der Stadt Cöln/Repro J. Biemann)
KFBE-Dreikuppler: Stückzahlen
Stichtag | 32 t | 42 t | 48 t | Summe | Bemerkungen |
| (+) = angemietet, (-) = vermietet, Summe = Eigentumsbestand |
31.03.1904 | 0 (+1) | 1 (-1) | | 1 | rekonstruierter Bestand |
31.03.1905 | 0 (+3) | 3 (-3) | | 3 | |
31.03.1906 | 0 (+3) | 3 (-3) | | 3 | rekonstruierter Bestand |
31.03.1907 | 0 (+4) | 4 (-4) | | 4 | |
31.03.1908 | 2 (+4) | 4 (-4) | | 6 | |
31.03.1909 | 2 (+4) | 4 (-4) | | 6 | rekonstruierter Bestand |
31.03.1910 | 2 (+4) | 4 (-4) | | 6 | rekonstruierter Bestand |
31.03.1911 | 2 (+4) | 4 (-4) | | 6 | rekonstruierter Bestand |
31.03.1912 | 5 | 5 | | 10 | |
31.03.1913 | 5 | 5 | | 10 | |
31.03.1914 | 6 | 6 | | 12 | |
31.03.1915 | 6 | 8 | | 14 | |
31.03.1916 | 6 | 8 | | 14 | |
31.03.1917 | 6 | 8 | | 14 | |
31.03.1918 | 6 | 8 | | 14 | |
31.03.1919 | 6 | 8 | | 14 | rekonstruierter Bestand |
31.03.1920 | 6 | 8 | | 14 | |
31.03.1921 | 6 | 8 (-1?) | 0 | 14 | |
31.03.1922 | 3 | 8 (-1?) | 3 | 14 | |
31.03.1923 | 3 | 8 (-1?) | 3 | 14 | |
31.03.1924 | 3 | 8 (-1?) | 3 | 14 | |
31.12.1924 | 3 | 8 (-1?) | 3 | 14 | |
31.12.1925 | 3 | 8 (-1?) | 3 | 14 | |
31.12.1926 | 0 | 8 (-1) | 3 | 11 | |
31.12.1927 | | 8 (-1?) | 3 | 11 | |
31.12.1928 | | 8 (-1) | 3 | 11 | |
31.12.1929 | | 6 (-1) | 3 | 9 | |
31.12.1930 | | 6 (-1) | 3 | 9 | |
31.12.1931 | | 6 (-1) | 3 | 9 | |
31.12.1932 | | 6 (-1) | 3 | 9 | |
31.12.1933 | | 6 (-1) | 3 | 9 | |
31.12.1934 | | 6 (-1) | 3 | 9 | |
31.12.1935 | | 4 | 3 | 7 | |
31.12.1936 | | 4 | 1 | 5 | |
31.12.1937 | | 4 | 1 | 5 | |
23.06.1942 | | 3 | 1 | 4 | Lok 12: 1942 nicht im Bestand, 1946 verkauft |
23.03.1947 | | 3 | 1 | 4 | |
31.12.1949 | | 2 | 1 | 3 | |
31.12.1950 | | 1 | 1 | 2 | |
31.12.1951 | | 0 | 1 | 1 | unverändert bis: |
31.12.1956 | | 0 | 0 | 0 | |
| (+) = angemietet, (-) = vermietet, Summe = Eigentumsbestand |
Eine unbekannte C.110 in den Werkhallen von Humboldt. Das trichterförmige
Objekt über der Führerhaustür rechts gehört zur Kranfahrbahn im Hintergrund; das hat der
Humboldt-Retuscheur falsch verstanden. (Werkbild/Repro J. Biemann)
Die C.110 von Humboldt: technische Daten
Gegenstand | Dim | Wert |
Bauart | - | Cn2t |
Spurweite | mm | 1435 |
Zylinder-Durchmesser | mm | 430 |
Kolbenhub | mm | 550 |
Rad-Durchmesser | mm | 1100 |
Radstand | mm | 3000 |
Kesseldruck | Atm | 13 |
Heizfläche, feuerberührt | qm | 92,68 |
Heizfläche, wasserberührt | qm | 106,58 |
Rostfläche | qm | 1,60 |
Wasser-Vorrat | l | 5500 |
Kohle-Vorrat | l | 1200 |
Leer-Gewicht | kg | 31500 |
Dienstgewicht | kg | 42000 |
Adhäsions-Gewicht | kg | 39400 |
Die C.110 von Humboldt: gelieferte Loks
Fabriknr. | Bj. | Empfänger, Verbleib |
676 | 1910 | Gewerkschaft Neurath (4 = 676) – RBW (325), 23.06.1972 + – Albert Hoffmann Schrottzerkleinerung, Eschweiler-Aue, ++ 1983 |
677 | 1909 | HafenbahnKöln (7) – Brinker Hafenbahn/Hannover (ohne Nr.), 1971 ++ |
680 | 1910 | Krupp Rheinhausen (14), 22.04.1963 – Schreiber, Mülheim/Ruhr |
690 | 1910 | Société Métallurgique de Knutange (29) [Juni 1961 vorhanden] |
691 | 1910 | [...] Kaliwerk Bischofferode (Bi 5) – Zuckerfabrik Oschersleben (WL 5) [1961 Hauptuntersuchung] |
715 | 1911 | KFBE (9) – Louise – RAG (10) – RBW (305) |
716 | 1911 | KFBE (10) |
717 | 1911 | KFBE (11) – Grube Gute Hoffnung |
718 | 1911 | KFBE (12) – EBV, Emil Mayrisch (3'), 1967 + und ++ |
719 | 1912 | KFBE (13) – Hafenbahn Köln (1) |
720 | 1912 | KFBE (14) – Breitenburger Portland Cementwerke, Itzehoe/Lägerdorf (1), 1959 ++ |
952 | 1913 | KFBE (15) – RAG (19) – RBW (309) |
953 | 1913 | KFBE (16) – Sibyllagrube |
954 | 1914 | KFBE (17) |
955 | 1914 | Marinebahn Wilhelmshaven – Vorortbahn Wilhelmshaven (6) – Eisen-Altstoff, Essen |
1774 | 1923 | eigene Werklok Humboldt, Köln-Kalk – Zuckerfabrik Oschersleben [1957 vorhanden] |
1776 | 1924 | Erzbergbau Siegerland, Werk „Alte Hütte“, Wissen/Sieg [Ein reichlich unerklärlicher Nachzügler.] |
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489 | 1908 | [...] Gewerkschaft Neurath (3 = 489) – RBW 324 Äußeres der Lok entsprach dem Humboldt-Typ C.102, jedoch mit (nachträglich?) an der Rückwand angebautem Kohlekasten; Heizfläche spricht aber für C.110 |
Für Ergänzungen zu den Humboldt-C.110 (Fabriknummern 690, 691 und 1774) danke ich Christian Kamrath.
Die KFBE bei „Bahnen im Rheinland“
- KFBE-Triebfahrzeuglisten und -darstellungen
- KFBE-Waggonlisten und -fotoseiten
Autor dieses Beitrags: Joachim Biemann
Online: 11.06.2000
Version vom 02.09.2007
html-Status: 05.06.2010
Bahnen im Rheinland
www.bahnen-im-rheinland.de
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